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Leseprobe

 „In allen Lebenslagen nicht verzagen. Immer kannst Du Tyrex fragen.“

Mit diesem blödsinnigen Werbespruch, den es so oder ähnlich in allen gängigen Weltsprachen gab, hatte es der Internetgigant Tyrex innerhalb weniger Jahre geschafft, sich zur weltweiten Nummer Eins bei Such- und Auskunftsmaschinen aufzuschwingen. Auf der ganzen Erde oder zumindest dort, wo es eine Netzverbindung gab, wurde >getyrexed<. In fast allen Wörterbüchern hatte der Begriff Eingang gefunden. Zu fast allen Wissensgebieten, über alle möglichen lebendigen oder toten Personen, zu bestimmten Ereignissen; es gab einfach nichts, worüber man Tyrex nicht fragen konnte. Tyrex  wusste immer und auf alles die passende Antwort.

Darüber hinaus bot der Rechner mit der Tyrex - Watch auch einen besonderen Service an. Mit dieser Uhr – sie war um den Spottpreis von  2,50 $ weltweit erhältlich – war ihr Träger ständig mit Tyrex verbunden, konnte seine Mails und Telefonate über die Tyrex - Server direkt abwickeln, hatte seine Kontakte immer auf der Hand und war für alle anderen in der Watch-Community jederzeit zu orten. Auf Knopfdruck war man auch mit der automatisierten Hotline von Tyrex verbunden. Da konnte man sich in allen Lebenslagen beraten lassen. Von der Wahl der richtigen Unterwäsche für das abendlich Date, über Kochrezepte bis hin zu Fragen über Dissertationsthemen und vieles mehr. Wie gesagt, Tyrex wusste alles.

Allerdings durfte man die Watch nach Möglichkeit nie ablegen. Da reagierte Tyrex total hysterisch und informierte darüber sofort alle Kontakte, die der jeweilige Träger gespeichert hatte. Und der arme Teufel, der geglaubt hatte, eine Zeitlang ohne seine Watch sein zu dürfen, handelte sich einen Berg von Vorwürfen ein. So von wegen Sorgen machen und wo warst du und einiges mehr in dieser Litanei.

Die meisten Menschen, besonders Eltern, andere Aufsichtspersonen und Krankenpfleger waren von der Tyrex - Watch und ihren Möglichkeiten schwer begeistert. Mütter minderjähriger Töchter etwa hatten so ihre Sprösslinge ständig unter Kontrolle und alte Menschen, die sich wegen einer Demenzerkrankung verirrten, wurden so einfach und schnell wieder gefunden. Die Wenigsten störte es, dass man auf diese Weise einer ständigen Überwachung und Kontrolle unterzogen war. Die Menschen hatten sich durch langjährige Überwachungen der diversen Geheimdienste einfach daran gewöhnt. Außerdem suggerierte Tyrex seinen Usern immer wieder ein, doch nur das Beste für sie zu wollen und zu tun.

Immer mehr Menschen glaubten das auch. Ein Dasein ohne Tyrex war für die Meisten nicht mehr vorstellbar. Datenschützer – es gab noch einige wenige – wurden verlacht und wie Parias behandelt. Ach ja, die Uhrzeit, auch weltweit, konnte man von der Tyrex-Watch ebenfalls ablesen!

Johannes Westermann hat genug!

Genug von den Hiobsbotschaften, die weltweit tagtäglich von den Fernseh- und Radiostationen ausgestrahlt wurden. Genug von den Schlagzeilen und Prognosen, die die großen Tageszeitungen druckten. Genug von den Versprechungen und Täuschungen vieler Politiker, mit denen diese ohnehin nichts anderes im Sinn hatten, als sich vom dummen Stimmvieh ihre Wiederwahlen sichern zu lassen. Danach waren all diese Versprechungen weniger wert, wie ein benütztes Klopapier. Wie gesagt: Westermann hatte endgültig genug!

Er überlegte ernsthaft, sich umzubringen, hielt das aber letztendlich nicht für nötig. Es wäre schade um mich, dachte er sich! Bei diesem Gedanken nickte er zustimmend und ließ sich von seinem Butler ein Glas Wein einschenken. Der Wein war ausgezeichnet. Er stammte von seiner eigenen Riede beim österreichischen Weinort Gumpoldskirchen und da war er sicher, kein gepantschtes Getränk zu sich nehmen zu müssen

Westermann war ein gut aussehender Mittfünfziger. Sein Haar wies noch keine Grauspuren auf und seine körperliche Konstitution war altersgemäß in einem Top Zustand. Er war nicht verheiratet, hatte keine Kinder – zumindest keine, von denen er wusste - und hielt sein selbstgewähltes Singleleben für die ideale Lebensform. Wenn er zeitweise gewisse erotische Bedürfnisse hatte, dann bediente er sich einer der zahlreichen Begleitagenturen. Westermann war noch dazu stinkreich. Dem US Magazin Forbes nach zählte er zu den zehn reichsten Männern des Planeten. Sein Milliardenvermögen hatte er in den letzten dreißig Jahren mit aufsehenerregenden Erfindungen in der Computertechnologie gemacht. Er hatte auch Tyrex gegründet und zur weltweiten Nummer Eins gepusht.

Herausragend etwa war seine Entwicklung der Qubits. Jeder Computer speicherte vorher seine Daten in seiner kleinsten Einheit. Dem sogenannten Bit. Dieses konnte entweder den Zustand Null oder Eins annehmen. Ein Quantenbit hingegen kann sich in beiden Zuständen gleichzeitig befinden. Das steigerte die Rechen- und Speicherleistung ins fast Unermessliche. Es gab weltweit keine größere Recheneinheit, die ohne Westermanns Erfindungen funktionierte. Er war der weltweite Platzhirsch. Der ihm verliehene Nobelpreis unterstrich seine weltweite Bedeutung. Sein System Tyrex sammelte Mitglieder in aller Welt und hielt die User an, möglichst viel von ihren Lebensumständen und auch von ihren privaten Bildern über Tyrex bekanntzugeben. Dies helfe, so die Tyrex Argumentation, zum Finden neuer Freundschaften und mache das Leben doch viel einfacher.

Dass die so gespeicherten Daten der Nutzer genau gefiltert wurden, nach Alter, Geschlecht, Hobbies und viel mehr, war dann eine willkommene Beute der Firmen, die im Online-Handel fette Gewinne erzielten. Fette Gewinne erzielte auch Johannes Westermann mit der Weitergabe seiner Daten an eben diese Unternehmen. Das aber wurde vom Tyrex Management wohlweislich nicht an die große Glocke gehängt. Doch Johannes Westermann wollte mehr. Viel mehr!

Er lebte die meiste Zeit in einem Schweizer Schloss mit direktem Blick auf den Zürichsee und die umliegenden Berge. Darüber hinaus besaß er in jedem Kontinent und in allen Klimazonen der Erde diverse Chalets, die er hin und wieder besuchte. Eine pompöse Yacht erwartete ihn am Yachthafen Vilamoura in Portugal und sein privater Airbus A 319 stand ihm, überall wo er sich gerade aufhielt, immer zur Verfügung. Also ein erfülltes Dasein, mit dem er eigentlich hoch zufrieden sein konnte. War er aber nicht!

Er ließ sich noch ein weiteres Glas Wein einschenken. Seine grauen Zellen arbeiteten dabei auf Hochtouren. Er machte sich Gedanken über die allgemeine Weltlage und dabei geriet er immer tiefer und tiefer in seine Gedankenwelt. Er hatte keine Erben. Wer würde wohl nach ihm sein Werk fortsetzen? Waren die Probleme der Welt und ihrer Menschen wirklich nicht in den Griff zu bekommen? Konnte nicht ein Zustand der Zufriedenheit für alle Menschen geschaffen werden?

Wenige Jahre war es erst her, dass die Welt durch eine alles überschwemmende Flüchtlingswelle mit Tausenden von Opfern geschockt wurde. Die Auseinandersetzungen zwischen einem neofaschistischen Russland und seinen Nachbarstaaten hätten fast zu einem dritten Weltkrieg geführt und die diversen Kleinkriege zwischen machthungrigen Despoten gefährdeten auch die Stabilität der Erde. Dazu kamen noch religiös bedingte Schlächtereien im Auftrag wahnsinniger Propheten, oder solcher, die sich dafür hielten. All das lenkte aber, so Westermanns Ansicht, von den eigentlichen Problemen ab, die die Erde und ihre Menschen wirklich ernsthaft bedrohten. Wie etwa der Klimawandel. Die Erde erwärmt sich ständig und der menschgemachte CO2-Ausstoß hat viel damit zu tun. Die meisten Versprechen der Industrieländer zur CO2 Reduzierung waren bisher leere Worte gewesen.

Ein weiteres großes Problem erkannte er in der Demografie. Die Menschen wurden immer älter. Diese an und für sich erfreuliche Entwicklung bringt aber mit sich, dass bei Beibehaltung der jetzigen Pensionssysteme immer weniger Erwerbstätige eine immer größere Gruppe an Pensionisten finanzieren müssen. Wie soll das gehen, fragte er sich? Wie kann man die stetig steigende Zahl an Menschen ausreichend ernähren und wie sieht das mit dem Platzbedarf aus?

Wieviel Mensch verträgt Erde eigentlich?

Westermann war auch klar, dass es in absehbarer Zeit weltweit zu ernsthaften Energie- und Wasserproblemen kommen würde. Die Solarenergie konnte noch nicht mit Erdöl oder atomarer Energie mithalten. Die Ressourcen werden immer knapper und der Verteilungskampf unter der wachsenden Weltbevölkerung immer schärfer. Sehr wahrscheinlich würden künftige Kriege um sauberes Wasser geführt werden. Für logisch denkende Menschen, wie Westermann einer war, war auch die Frage nach dem Fortbestand der Menschheit eine entscheidende.

Nach seiner umfangreichen Problemanalyse stellte sich Westermann die Frage, wer all diese Probleme lösen könnte; und kam auf sich selbst! Gerade hatte er einen neuen Superrechner erschaffen, der den bisher schnellsten Quantencomputer ums tausendfache übertraf. Er hatte die neue Wundermaschine >Tyrex 2< getauft. Eine Variation des Killersauriers >T Rex<. Damit war er noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen. Er würde es auf absehbare Zeit auch nicht tun. Eine verwegene Idee reifte in seinem Kopf heran.

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