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Walther von der Vogelweide war einer der bedeutendsten Dichter, Lyriker und Sänger des Hochmittelalters. Er verfasste seine Werke in mittelhochdeutscher Sprache; einiges davon finden Sie auf den nachfolgenden Seiten; natürlich auch in der heute verwendeten Dialektik. Würde er heute noch leben, so feierte er seinen 850 Geburtstag und würde vermutlich neuhochdeutsche Lyrik und mehr veröffentlichen; wenn er einen Verlag fände. Zu Walthers Generation gehören etwa Wolfram von Eschenbach mit seinem Versepos Parzival, der Tannhäuser mit extrem frechen Spottliedern, der Kürenberger als Repräsentant des Wiener Minnegesangs und auch noch andere Stars dieser Zeit. Zu seiner Lebenszeit existierten unter anderem Zeitgenossen wie etwa Dschingis Khan, der Schlächter, Albertus Magnus, der Kirchenlehrer und Eleonore von Aquitanien, eine der einflussreichsten Frauen der Zeit und Königin von England. Trotz seiner Berühmtheit findet sich Walthers Name fast nie in zeitgenössischen Aufzeichnungen. Ausgenommen einige Erwähnungen bei seinen literarischen Kollegen. Man kann nur vermuten, dass die Chronisten damals dem Minnesang wenig Aufmerksamkeit widmeten, weil die rein künstlerische Betätigung fast keine gesellschaftliche Bedeutung hatte. Bedeutung hatten streitbare Rabauken; wie die Ritter, deren höchstes Vergnügen es war, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen oder auf Kreuzzügen zu plündern und alle erreichbaren Menschen – egal welchen Glaubens – abzuschlachten. Die meisten Menschen konnten auch nicht lesen oder schreiben und vermissten diese Künste gar nicht. Der Kampf ums tägliche Überleben hatte für die einfachen Leute absolute Priorität. Ausgenommen davon war der Adel, die Burgherren, die Ritter und die Kirche. Hier fanden die Barden und Literaten ihren Platz und ihre Bühne. Naja, in den Kirchen eher nicht. Der im Buch beschriebene Sängerkrieg auf der Wartburg – er hat übrigens nie stattgefundenen – mag als literarisches Beispiel dafür dienen. Die meisten Künstler der Zeit waren arme Schlucker, die oft über keine ständige Bleibe verfügten und froh über jedes Engagement waren. Zumindest das Nachtlager samt Verköstigung waren ihnen so immer sicher. Hin und wieder auch ein wenig mehr. Sie waren auch die Überbringer von Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch und informierten ihre neugierigen Zuhörer darüber. Egal ob wahr oder unwahr. Auch damals glaubte man fast jeden verbreiteten Schwachsinn und war daran ebenso interessiert, so wie viele von uns heute. Die Regenbogenpresse ist keine Erfindung der Neuzeit. Den Großteil seiner 60 Jahre verlebte Walther auch so. Erst im 50sten Lebensjahr schaffte er es, dank des damaligen Kaisers, zu einem eigenen Häuschen in der Nähe von Würzburg. Walther war, entgegen dem Zeitgeist, kein Kämpfer. Heute würde man ihn einen Pazifisten nennen. Mit dem Schwert oder der Lanze konnte er nicht umgehen. Jedem Händel ging er geflissentlich aus dem Weg. Er war ein Ritter des Wortes; geliebt und auch verachtet. Ein Satiriker, Zyniker, Kritiker (vor allem am Papsttum), Lobbyist und pardon - auch ein Arschkriecher bei den Mächtigen. Aber auch einer, der feinfühlige und zärtliche Gedichte verfasste. Ihm ist es in erster Linie zu verdanken, dass aus der, bisher nur gottlobenden und frömmelnden, Musik eine Kunstform wurde, die auch die menschliche Zuneigung würdigte; die rein körperliche Liebe zwischen Mann und Frau. Mit Fug und Recht darf er daher als Erfinder und Begründer des Liebesliedes genannt werden. Einem Genre, dem wir auch noch heute gerne huldigen. Offiziell hat er keine Nachkommen hinterlassen. Anzunehmen ist aber, dass er während seiner zahlreichen Herumreiserei eine Reihe illegitimer Nachkommen produziert hat, von denen er nichts wusste und die er auch nicht kannte. Verweilte er doch nie zu lange an einem Ort, ausgenommen in Wien. Damals waren die Sitten nicht so streng, wie es die katholische Kirche gerne gehabt hätte. Auch damals genossen Frauen und Männer die körperliche Liebe zum Vergnügen und dachten nicht nur an die ewige Seligkeit oder nur an die Produktion von Nachkommen. Aus den spärlichen Unterlagen über das Leben Walthers habe ich versucht – zusammen mit viel dichterischer Freiheit und auch recherchierter Fakten – einen Roman zu schaffen, der Ihnen hoffentlich etwas Freude bereitet. Ich glaube, dass das europäische Mittelalter sich gar nicht so extrem – abgesehen vom technischen Fortschritt – von unserer Zeit unterscheidet. Heute registrieren wir die Uneinigkeit in der Europäischen Union, damals war es die Uneinigkeit zwischen dem Papsttum und den weltlichen Regenten. Heute nehmen die meisten von uns es kommentarlos zur Kenntnis, dass im Mittelmeer Menschen ersaufen und Flüchtlingslager eher schlecht ausgestatteten KZs gleichen. Im Mittelalter verbannte man Menschen oft in die unberührte Wildnis, ließ die Armen erfrieren oder verhungern und schob ihr bedauernswertes Los halt Gott in die Schuhe. Das eigene Gewissen – sofern man eines hatte - war so beruhigt. Gehen Sie nun mit mir auf eine Zeitreise. Zurück ins Europa des 13. Jahrhunderts. Viel Vergnügen dabei.
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ISBN 9798588903332