Die Wiener Pestwochen oder Augustin Marx & der Schwarze Tod
Alt-Wiener Komödie für 8 Mitwirkende
Wien im Jahr 1679: Erleben Sie den Prediger Abraham a Santa Clara, den „Lieben Augustin“, den Grafen Althan, den Mediziner Paul deSorbait und andere Gestalten aus der Wiener Historie. Waren diese Leute wirklich so, wie wir es in den Schulen gelernt haben oder doch anders? Lassen Sie sich überraschen …
In der Judenvorstadt (heutige Leopoldstadt) sind vereinzelt Fälle von Pest aufgetreten. Doch in der inneren Stadt ist man zuversichtlich. Die heutige Predigt des Santa Clara und die allgemeine politische Lage (werden die Türken wieder kommen? Was ist Kaffee und Beef tartare, Janitscharen?) sind die Gesprächsthemen beim Frühschoppen im Roten Dachl (heutiges Griechenbeisl). Der Mediziner Paul deSorbait, der mit seinen Vorschlägen die Leute nervt, wird belächelt (Hygenievorschriften, wozu??). Schlimmstenfalls würde man halt die Stadt für einige Tage verlassen müssen. Das Leben gehört eben noch genossen, verkündet er lauthals, solang die Türken noch nicht da sind und die Juden die Pest in die Stadt tragen und überhaupt alles zu Bruch geht. Bevor allgemeine Traurigkeit um sich greift, kommt Marx Augustin, der >Liebe Augustin< und versucht Stimmung zu machen. Es gelingt ihm. Plötzlich platzt der Santa Clara herein und liest der losen (Wiener) Gesellschaft ordentlich die Leviten. Man lacht ihn aus und verspottet ihn. Plötzlich bricht einer der Gäste im Schankraum zusammen. Eine Liebesgeschichte zwischen der Kellnerin Philomena Putzinger „Phili“ und dem Augustin bahnt sich an. Phili lacht ihn aber aus. Zwei Habenichtse können eben nicht zusammenleben. Die Pest hat mittlerweile auch die Innere Stadt voll befallen. Die Leichen lagen oft tagelang auf der Straße, denn es fehlte an Siechenknechten und Totengräbern. Professor deSorbait (der erste Wiener Sanitätsdirektor) ist verzweifelt, weil er mit der Suche nach dem Virus noch keinen Erfolg hatte und befürchtet, dass sich der Bürgermeister statt zur Wissenschaft nun total an die Kirche wenden wird. Plötzlich kommt ein total verdreckter Augustin, der eine ganze Nacht in der Pestgrube schlief und sich dabei nicht angesteckt hat. Jetzt erkennt deSorbait seine Chance und überredet den Augustin mit ihm zum Bürgermeister zu gehen und dort zu bestätigen, dass ihn ein von deSorbait entdecktes Medikament vor der Pest bewahrt hätte. Dabei will deSorbait auch gleich seine „kuriosen“ Sanitasvorschriften übergeben. Ein überlasteter und unfähiger Bürgermeister Springer sucht mangels einer Alternative die Hilfe und Unterstützung der Kirche bei der Bekämpfung der Seuche. Santa Clara bestärkt ihn darin, dass die Seuche die (verdiente) Strafe Gottes für die lästerliche Wiener Lebensart sei. Der Kaiser (Leopold I) hat Wien verlassen Graf Althan, einer der letzten in Wien verbliebenen Adligen übergibt dem Bürgermeister ein wertvolles Salzfass (Cellini-Salzfass „Saliera“, die einzige sicher von Benvenuto Cellini (* 1500 Florenz, † 1571 ebenda) stammende, erhalten gebliebene Goldschmiedearbeit im Stil der Spätrenaissance. Santa Clara will dies sogleich als „Almosen“ vereinnahmen, Althan lehnt dies aber ab, mit dem Hinweis, das sei Eigentum des Kaisers, nicht der Kirche. Paul deSorbait hält Springer einen Vortrag über die Ursachen der Seuche und schlägt ihm vor, sich seiner neuer Heilmittel zu bedienen. Springer lehnt ab. Die Stadt hat kein Geld. Santa Clara segnet alle und hält einen Vortrag über die „Aufgaben der Weiber“. Entnervt verlassen die Drei das Büro des Bürgermeisters. Hilf- und planlos beginnt Springer mit Santa Clara zu beten …Unverdrossen kämpft deSorbait gegen die Pest. Es ist aber ein fast aussichtsloser Kampf. Philomena Putzinger und der immer zynischer werdende Graf Althan haben sich zum freiwilligen Dienst im Siechenhaus gemeldet. Der Kampf gegen die Pest geht weiter … Das Überleben des Augustin in der Pestgrube hat ziemliche Aufregung in Wien verursacht und die Gerüchte, Augustin sei mit dem Teufel verbündet gewesen, werden immer lauter. Wer anders könnte dies überprüfen, als der von einer Mariazeller Wallfahrt zurückgekehrte Santa Clara. Dabei wird seine persönliche Scheinmoral immer offenbarer … Es ist November geworden, die Pest ist fast vorbei. Doch wer kann sich diesen Verdienst zurechnen? Der Arzt oder der Priester? Die Lösung findet der „Liebe Augustin“. Es ist die unverwüstliche Wiener Lebensart und der unvergängliche Wiener Humor! Man trinkt zur großen Verbrüderung mit Phili und der Augustin, den personifizierten Wiener Seelen.